Winterschlaf zu Ende, was tun?

Wenn der Igel, aus seinem kontrollierten Winterschlaf erwacht ist es an der Zeit die nächsten Schritte einzuleiten.

Als erstes wird der Igel gewogen und begutachtet. Alles wird im Pflegeprotokoll
notiert. Er sollte nicht mehr als 30% seines „Einschlafgewichtes“ verloren
haben, die Stacheln sollen fest und gleichmäßig, sowie die Augen halbkugelig
und glänzend sein. Sein Fell soll dicht und die Haut ohne Beläge oder
Ausschläge sein.

Wenn der Igel nun einige Tage wach ist, seinen Kreislauf, die Verdauung und die Muskeln wieder in Schwung gebracht hat, normal frisst (bis zu 250-300g Fleisch pro Nacht) und tagsüber in seinem Schlafhaus schläft, dann wird nochmals eine Sammelkotprobe eingeschickt, damit das Tier auch wirklich gesund in die Freiheit entlassen werden kann. Natürlich erst, wenn er sein altes Gewicht, das er VOR dem Winterschlaf hatte erreicht hat und die Nächte dauerhaft über 8 Grad Lufttemperatur haben. Da Igel reviertreue Tiere sind ist es wichtig sie genau dort wieder auszuwildern, wo sie gefunden wurden. Besonders die Altigel haben in fremden Revieren schlechte Chancen, denn ganz sicher gibt es dort schon Igel. Wird nun ein Igel in einer ihm unbekannten Gegend ausgewildert, so muss er sich erst einmal neu orientieren. Er kennt die Örtlichkeiten nicht, er wird von den eingesessenen Igeln ganz sicher nicht mit offenen Armen empfangen, sondern muss sich seinen Platz neu erkämpfen. Zusätzlich hat er keinen Unterschlupf,kein Nest. All das sollte man dem Igel ersparen und ihn unbedingt in „seinem“Revier wieder auswildern. Selbstverständlich gilt das nicht für Igel, die an der Bundesstraße oder Autobahn gefunden wurden Bei Jungigeln, die bereits kurz nach ihrer Geburt in menschliche Obhut kamen ist es unabdingbar ihnen VOR der Auswilderung das JAGEN> von Insekten beizubringen. Dies geschieht indem man sie mit Heimchen, Laufkäfern oder anderen geeigneten Insekten in eine größere Box setzt. Dort verbringen sie ca. 20 bis 30 Minuten täglich und lernen so, dass ihr Futter plötzlich nicht mehr in der Schale angerichtet wird, sondern vor ihnen wegläuft und sie sich nun etwas bewegen müssen um satt zu werden. Da solche Jungigel noch kein Revier hatten, ist es hier durchaus möglich sie in einem schönen Garten mit ganzjähriger Zufütterung auszuwildern. Grundsätzlich sollte dort,wo ein Igel ausgewildert wird IMMER ein gut gefülltes Futterhaus, sowie eine flache Schale mit Frischwasser für ihn bereitstehen. Denn ohne unsere Hilfe in dieser Form werden die Igel kaum eine Überlebenschance haben und schneller wieder in solch desolatem Zustand sein, wie damals als man sie fand und zum Päppler / uns brachte.

Es klingt erstmal etwas einschüchternd aber es ist überhaupt nicht schwierig und auch kaum Arbeit einen Igel bei sich auszuwildern und ihm anschließend ein gutes Leben zu bieten. Ich möchte nochmals darauf hinweisen, dass, wenn man einen Igel findet und ihn retten möchte, wir Päppler den Finder niemals allein mit seinem Igel lassen. Wir stehen ihm mit Rat und Tat zur Seite und finden für fast alles eine Lösung. Wir nehmen die ganz schlimmen Fälle auf, versorgen sie mit Medikamenten, Wärme und viel Liebe. Wir stehen nachts mehrmals auf um ihnen Infusionen zu geben oder den ganz kleinen Babys alle 2 Stunden ihre Nahrung (4 bis 6 Wochen lang, 24 Stunden täglich). Wir tragen die Kosten für Materialien wie Spritzen, Kanülen, Medikamente, Verbandzeug, Tierarzt, die tägliche Wäsche der Unterlagen, Handtücher und Kuschelhöhlen, das Futter, die Spezialmilch für die Babys und was sonst noch alles anfällt. Wir hängen das nicht an die große Glocke, wir machen das gerne....für die Igel. Deshalb bitten wir die Finder ebenfalls ein wenig mitzuhelfen, nicht einfach das Tier abzugeben und das war’s. Es ist so wichtig, dass die Tiere später wieder an dem ihnen bekannten Ort, ihrer Heimat ausgewildert werden. Denn aus bereits erwähnten Gründen wäre sonst all unsere Mühe vergebens. Also bitte.... helft alle mit Wir wollen diese wunderbaren Tiere erhalten und das geht nur, wenn wir ALLE unseren Teil dazu beitragen.

 

Auswilderung nach dem Winterschlaf

Nach dem Erwachen aus dem Winterschlaf soll der Igel mindestens auf das Gewicht, das er vor dem Winterschlaf hatte.
Das heißt der Igel bleibt so lange in der weiteren Obhut des Menschen bis der Igel sich wieder genügend "Polster" angefressen hat.

GRUNDSÄTZLICH VOR DEM AUSWILDERN NOCH EINE KOTANALYSE DURCHFÜHREN LASSEN.
Siehe "Spalte Mikroskopieren - Koproskopische Diagnostik" auf dieser Webseite.
Auch Parasiten ziehen sich zurück wenn der Igel Winterschlaf hält. Somit ist zu beachten,
dass die mikroskopische Untersuchung erst 14Tage nach der Aufwachphase aus dem Winterschlaf durch zuführen ist.

Der gesunde und ausreichend gewichtige Igel sollte möglichst so früh wie möglich wieder ausgewildert werden,
und darf auf keinen Fall über den notwendigen Zeitraum hinaus in Gefangenschaft gehalten werden.
ACHTUNG, zu beachten ist jedoch, dass eine stabile Wetterlage garantiert ist.
Richtwerte sind dauerhaft 8-10° in der Nacht. Die Landschaft sollte begrünt und belaubt sein!
Igel sollten zunächst in einem Freigehege auf die Freiheit vorbereitet werden.

Der Igel wird 1-2 Wochen im geschlossenen Gehege gehalten und gefüttert.
Anschließend öffnet man das Gehege, stellt aber für weitere 2 Wochen Futter zur Verfügung.
Ich rate jedoch dazu eine dauerhafte Futter - und tränke Stelle einzurichten.
Der Futterplatz kann mit einer Wildtierkamera ausgestattet werden, so sind gelegentliche Gesundheitskontrollen möglich.
Zudem kann der "Schützling" auch in den Sommertagen Tierschutzgerecht beobachtet werden.
Ein Igel wird in der späten Abenddämmerung freigelassen.

Vor allem die Altigel sollten möglichst zu ihrem Fundort zurückkehren.
Sollten Gefahren, wie eine viel befahrende Straße, Gifte oder Nahrungsmangel drohen, so ist eine Umsiedlung gerechtfertigt.

Bitte sehr bedacht vorgehen, Igel sind an ihrem Revier gebunden.
Jede unnötige Umsiedlung bereitet dem Tier Stress und ggf. sogar Revierkämpfe.
Verletzungen drohen (Bissverletzungen) Madenbefall droht. S. "Krankenheiten - Maden & Fliegenbefall"!

Wenn Sie weitere Fragen zur Auswilderung haben, beantworte ich diese sehr gerne.